Renault Zoe R90

Es gibt sicherlich mehrere Gründe, warum wir uns für den Renault Zoe entschieden haben. Einer der naheliegenden ist sicherlich, dass mein Nachbar ebenfalls ein Zoe seit mehreren Jahren fährt. Dabei überbrückte er auch Entfernungen nach Meißen (zur Weiterbildung) oder Urlaubsfahrten nach Österreich und Italien. Dabei ist der Zoe bereits sein zweites E-Auto, was darauf hindeutete, dass E-Autos praxistauglich sind.

Nun bin ich jemand, der sich gern seine eigene Meinung über ein Thema bildet. Also informierte ich mich auch über Alternativen. Die Seite E-Portal von Chip fasst ziemlich gut meine Erkenntnisse zusammen:

  • In preislicher Hinsicht, ist der Zoe das günstigste Auto. Der hier dargestellter Preis beinhaltet den Akku. Bei Renault kann man den auch mieten; der Preis sinkt dann um ca. 8000 €. Dafür muss ich allerdings eine Monatsmiete von mindestens 69 € bezahlen (abhängig von der Jahresfahrleistung). Das hat den Vorteil, dass man das Risiko eines defekten Akkus "auslagert" und dafür eine garantierte Kapazität von 75% gegenüber der Nennkapazität hat. Kauf ich den Akku, wird der Akku erst bei 60% der Nennkapazität ausgetauscht, den ich dann auch noch selber bezahlen muss. Zu-Hause-Laden mit Wechselstrom ist bis 22 kW mit dem Zoe möglich (Ladezeit auf 80 % in ca. 1:20h).
  • Ähnlich attraktiv ist der Peugeot e-208 (wieder ein Franzose). Aber dieser ist erst Ende 2019 verfügbar und hat einen viel kleineren Kofferraum. Und ebenfalls entscheidend: Zu-Hause-Laden mit Wechselstrom ist bis 11 kW möglich (Ladezeit auf 80 % dauert ca. 4:12h).
  • Einen ähnlich großen Kofferraum hat der VW e-Golf. Nur hat dieser eine um 100 km geringere Reichweite und kostet 6.000 € mehr. Zu-Hause-Laden mit Wechselstrom ist mit 7,2 kW möglich (Ladezeit auf 80 % dauert ca. 3:59h).
  • Der BMW i3 hat eine größere Reichweite, ist schneller und spritziger. Er hat aber dafür einen viel kleineren Kofferraum. Zu-Hause-Laden mit Wechselstrom ist bis 11 kW möglich (Ladezeit auf 80 % ca. 3:08h). Dafür soll ich jetzt 8.000 € mehr zahlen?
  • Als langjähriger Opel-Fahrer schau ich natürlich auch bei Opel vorbei. Der Opel Ampera-e hat eine viel größere Reichweite, einen größeren Kofferraum, ist schneller und spritziger. Zuhause-Laden mit Wechselstrom ist mit 4,6 kW möglich (Ladezeit auf 80 % dauert ca. 10:14h). Dafür soll ich jetzt 10.000 € mehr zahlen?

Insbesondere die schnelle Nachlademöglichkeit mit 22 kW Wechselstrom ist für mich als Eigenheimbesitzer von entscheidender Bedeutung. Außerdem kann ich mit 22 kW AC Typ-2 viele (kostengünstige) öffentliche Ladesäulen nutzten. Alle anderen Hersteller sparen hier bei der Ladeelektronik im Auto und machen es damit für mich unattraktiver. Diesen Vorteil sollte ich nach meiner ersten Fahrt schnell auskosten können. Ich musste den Zoe nach Rückkehr aus Leipzig noch schnell nachladen, um dann nach kurzem Halt zum nächsten Event in Markt Schwaben weiterfahren zu können. Mit allen anderen Autos wäre ich wohl zu spät gekommen. 

Zusammenfassend kann man sagen, dass Renault aus meiner Sicht vieles richtig macht, andere Hersteller legen viel Wert auf Leistungsmerkmale, die aus meiner Sicht im täglichen Gebrauch eines E-Autos nicht entscheidend oder sogar sinnlos sind.

Die Seite E-Portal von Chip schreibt von "Mäßige Verarbeitungsqualität". Das kann ich nicht wirklich nachvollziehen. Es kann sein, dass einige Autofahrer höhere Ansprüche haben, für mich ist aber die Verarbeitungsqualität für einen solchen Kleinwagen völlig in Ordnung. Das Autofahrer über 1,80 Meter einen geringeren Komfort haben sollen, kann ich (1,88 Meter) auch nicht nachvollziehen. Als Mitfahrer in einem Audi fühle ich mich oft beengt, da ich mit dem Kopf ans Autodach stoße. Im Zoe habe ich nicht das Problem. Aber wahrscheinlich sind andere Autofahrer anderes gewöhnt, was bei mir nicht in den Vordergrund tritt.

Es gibt nur wenige Punkte, die ich kritisieren möchte: Die Fensterheber lassen sich nicht bei ausgeschalteten Auto betätigen. Das mag erst einmal nicht wesentlich erscheinen. Ich habe dazu allerdings gleich am ersten Tag meine negative Erfahrung gemacht. Als ich auf dem Weg nach Leipzig an einem heißen Tag an einer Ladesäule wartete, wollte ich das Fenster auf der Beifahrerseite öffnen. Das ging aber nur mit eingeschalteten Auto. Wird das Auto eingeschaltet, dann wird aber sofort der Ladevorgang unterbrochen. Ich konnte zwar so mein Fenster herunter lassen, danach musste ich den Ladevorgang allerdings erneut starten, wodurch weitere 5,45 € angefallen sind. Ich habe also an diesem Tag den doppelten Preis für die gleiche Energiemenge gezahlt. Inzwischen habe ich das Auto besser kennengelernt. Die Fenster lassen sich auch ohne eingeschaltetes Auto bedienen. Dazu muss man die KeyCard des Autos nur in den Schlitz der Mittelkonsole stecken. Das Innenleben des Autos erwacht dadurch (auch die Fenster lassen sich jetzt bedienen), aber ohne das Auto einzuschalten.

Problematisch finde ich die Tatsache, dass das Auto automatisch abschließt, wenn man es (mit der KeyCard) verlässt. Dieses automatische Abschließen wird optisch mit den Blinkern und akustisch bestätigt. Man meint also, alles ist in Ordnung. Das passiert selbst dann, wenn ein Fenster offen steht. Ich halte dies für sehr problematisch.

Interessanterweise habe ich diesen zuletzt genannten Mangel bisher nirgends gelesen, obwohl ich diesen im täglichen Gebrauch für problematisch halte. Demgegenüber werden dann Mängel wie "Sowohl die Größe als auch die Bedienung des zentralen Touchscreens sind nicht mehr zeitgemäß." oder "Vor allem im Eco-Modus muss man das Gaspedal für normales Vorankommen weit durchtreten." hervorgehoben. In der Gegenwart sind offensichtlich solche Komfort-betonenden Merkmale wichtiger als Sicherheit. Und natürlich sollte auch die Beschleunigung im Eco-Modus einem BMW Roadster nicht nachstehen.